Gütersloh. Während der Corona-Pandemie hat die Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein Förderprogramm zum Ausbau des Rehasports in NRW ins Leben gerufen. 22 Gruppen für Schlaganfall–Betroffene wurden im Zuge des Projekts „SPORTnachSCHLAG“ in den vergangenen vier Jahren etabliert – drei davon in Gütersloh. Zu den Vereinen, die sich damals bewarben, zählte auch der SV Spexard. Die Reha-Sportgruppe unter der Leitung von Heike Maibrink ist 2021 mit nur acht Teilnehmern gestartet, heute nehmen 14 bis 16 daran teil. Vor wenigen Tagen war unter den Teilnehmern auch Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, die sich persönlich ein Bild von dem Projekt machen wollte.
„Rehasport ist ein Thema, bei dem es noch Versorgungslücken gibt“, erklärt Projektleiterin Frederike Prisett von der Schlaganfall-Hilfe. „Es ist generell so, dass Menschen nach einem Schlaganfall Anspruch auf Rehasport haben.“ Bei Befragungen sei herausgekommen, dass viele gerne ein Angebot in einer Gruppe wahrnehmen würden, dazu aber nicht die Chance hätten – entweder weil es keine freien Plätze gebe oder weil das Angebot zu weit entfernt stattfinde. Ebenfalls sei es oft so, dass Schlaganfall-Betroffene in Rehagruppen landen, die nicht für sie vorgesehen sind, berichtet Prisett weiter.
Das Förderprogramm unterstützt Vereine mit neuen oder bereits bestehenden Rehasportgruppen, die ihren Schwerpunkt auf Schlaganfälle legen, mit bis zu 500 Euro. Davon können Vereine beispielsweise Trainingsmaterial anschaffen, aber auch die Ausbildung eines neuen Übungsleiters unterstützen. Denn die Leitung einer solchen Gruppe braucht eine spezielle Qualifikation. „Das sind Kosten, die Vereine oft mit unserer Förderung bezahlt haben“, berichtet die Projektleiterin.
Laut Michael Brinkmeier vom Vorstand der Schlaganfall-Hilfe hat das Projekt schon viel erreicht – jedoch soll es noch weiter gehen. „Wir müssen da am Ball bleiben“, sagt auch Staatssekretärin Andrea Milz bei ihrem Besuch in Gütersloh, „wir leisten hier nicht nur Therapie, sondern auch Präventionsarbeit, um einen zweiten Schlaganfall zu vermeiden.“
Einen richtigen, nicht-metaphorischen Ball durften sich Milz und Brinkmeier nur wenige Minuten später schnappen, um eine Übungseinheit selbst mitzuerleben. Ausgerüstet mit Sportschuhen setzten sie sich in den Stuhlkreis, in dem die anderen Teilnehmer bereits auf Leiterin Heike Maibrink warteten. Nach einem Schlaganfall seien alltagsrelevante Übungen wichtig, erklärt Projektleiterin Frederike Prisett. „Es geht darum, erstmal in Bewegung zu kommen. Sich auf den Alltag vorbereiten und sich sicher fühlen im Alltag.“ Aber auch der Austausch und das Miteinander seien wichtig, damit Betroffene sich nicht alleine fühlen.
Als erstes ignoriert ihr wieder die Stuhllehne“, leitete Maibrink die Gruppe an. Danach sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ball so weit wie möglich nach oben und unten bewegen. Nach einiger Zeit ging es dann zu einer Matte, auf der ein Gitter aufgemalt war. Über das mussten die Teilnehmer gehen – und dabei nur in das Innere des Gitters treten. Eine Partnerübung verlangte ihnen schließlich noch mehr Präzisionsarbeit ab: Nun sollten die Teilnehmer einen Ball in dasselbe Feld werfen, wie ihr Gegenüber. „Man sieht den Ehrgeiz der Teilnehmer“, beobachtete Georg Schick vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) vom Rand der Sporthalle.
Dass sie von Heike Maibrinks 45-minütiger Übungseinheit und von dem Projekt überzeugt ist, schrieb Milz später auch auf der sozialen Plattform Facebook: „Sehr gerne unterstütze ich weiterhin die Bemühungen der Stiftung, diese speziellen Angebote überall in Nordrhein-Westfalen zu etablieren.“
(Text und Foto aus NW vom 18.02.2025)